„Lasst uns noch kurz beten!“ Immer häufiger fällt mir auf, dass am Anfang oder Ende von christlichen Veranstaltungen noch kurz gebetet werden soll. Oder es heißt „wir wollen noch kurz beten“. Das stimmt mich nachdenklich.
Warum soll nur noch eben mal kurz gebetet werden?
- Weil einige unter Zeitdruck stehen?
- Haben wir Angst, dass jemand zu lange betet?
- Weil es nunmal dazu gehört, dass man betet, man es aber als lästige Pflicht empfindet?
- Da wir das Gebet nicht für wichtig erachten?
In allen möglichen Gründen schwingt meines Erachtens der letzte Grund mit – eine Geringschätzung des Gebets. Oder nicht? Unsere Sprache verrät uns! Hat das Gebet keine besondere Bedeutung mehr für uns? Wissen wir nicht mehr, dass alles von Gott abhängt?
Auf jeden Fall entwerten wir durch solche nebensächlichen Worte das Gebet noch weiter. Denn Sprache prägt uns auch.
Wo liegt das Problem, wenn man noch kurz beten will?
Das Problem ist unser menschliches Herz. Durch unsere Worte offenbaren wir, dass das Gebet und damit Gott selbst nicht das bzw. der Entscheidende ist.
Wir glauben theoretisch, das alles von Gott abhängt, aber praktisch leben wir, als wären wir unseres eigenes Glückes Schmied.
Das Gebet ersetzt keine Tat, aber das Gebet ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann. (Hans von Keler)
Was sollten wir tun?
Die Lösung ist nicht einfach, dass wir nur unsere Sprache verändern. Die Lösung ist eine Veränderung unseres Herzens und Denkens, insbesondere unserer Gottesvorstellung und Prioritäten.
Von Gott veränderte Menschen denken anders über die Bedeutung des Gebets. In Gottes Wort heißt es zum Beispiel:
Seid wachsam und betet, ohne nachzulassen, damit ihr die Kraft habt, all dem zu entrinnen, was geschehen wird, und damit ihr bestehen könnt, wenn ihr vor den Menschensohn tretet. (Lukas 21,36)
Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen. (Römer 12,12)
Wendet euch, vom Heiligen Geist geleitet, immer und überall mit Bitten und Flehen an Gott. Lasst dabei in eurer Wachsamkeit nicht nach, sondern tretet mit Ausdauer und Beharrlichkeit für alle ein, die zu Gottes heiligem Volk gehören. (Epheser 6,18)
Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! (1. Thessalonicher 5,17)
Lasst uns Zeit nehmen und haben für das Gebet. Denn das Gebet ist ein Ausdruck unseres Glaubens an Gott und damit entscheidend. Dem sollten wir auch mit Worten Ausdruck verleihen.
Lasst uns dafür anhaltend beten!
Lies zu diesem Thema auch „WIE SCHAFFE ICH ES MEHR ZU BETEN?„
Ist dies nicht eine seltsame Frage: „wie schaffe ich es MEHR zu beten?
Weshalb wird nicht die Frage gestellt: „Wie schaffe ich es Gott MEHR zu hören?
Wozu soll ich mit Gott mehr reden, wenn ich IHN gar nicht höre?
Ein praktisch erlebtes Beispiel: Ein Pater erzählte voller Begeisterung, wenn man zum hl.Josef einen Monat lang betet dann passiert etwas!
Und er fing an das Unser Vater zu beten, danach Gegrüßt seist du Maria.. und so weiter. Kopfschüttelnd saß ich da und hörte wie er angeblich den hl. Josef anspricht mit „Unser Vater im Himmel“ und mit „Gegrüßt seist du Maria, du bist gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes..?“ Dieser Pater, ein theologischer Akademiker wusste doch, dass es keinen Josef gibt, der sich als Vater im Himmel ausgibt oder als gegnadete Maria oder gar als begnadete Leihmutter? Selbst wenn es wirklich einen Fürsprecher im Himmel mit dem Namen Josef gäbe – bei dieser Ansprache- 50mal pro Tag einen ganzen Monat lang hätte er sich sicherlich schon längst Ohrenstöpsel besorgt?
Die einzige für mich logische Erklärung ist: Dieser beharrliche Beter hat keine Antwort auf seine Gebete vom Vater im Himmel bekommen. Danach ging er zur Maria und bekam ebenfalls keine Antwort. Und dann versuchte er es beim Josef. Und weil seine Worte dort auch nicht gehört werden versucht er es nun mit biblischen Ansprachen.
Ich denke, dass diese Verzweiflung – nicht gehört zu werden – die ehrlichen Menschen frustriert. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich selbst gerne stundenlang zuhören und sehr lange und sehr viel beten – aber eben keine ehrliche Antwort von Gott widergeben können.
Andere begnügen sich mit danken oder singen – alleine und im Chor – hier kann man sehr einfach auf eine Antwort verzichten ohne enttäuscht zu werden. Grundsätzlich ist es nicht verkehrt, aber es ist kein Indikator für eine echte Beziehung. Denn bedanken und besingen kann man Bäume, Häuser, Städte und Menschen ohne sie zu kennen bzw. je gesehen zu haben. Jedenfalls weiß ich, dass es mich freut wenn meine Kinder zu mir kommen und meinen Rat hören wollen. Meistens brauchen sie gar nicht so ausführlich ihr Problem zu beschreiben. Da ich sie kenne, weiß ich meistens was sie wirklich brauchen. Aber ärgerlich wäre es für mich, wenn ich ihnen 2 Stunden lang zuhöre und sie danach fort gehen ohne meinen Rat zu hören oder keinerlei Interesse zeigen darüber nach zu denken und eventuell zu befolgen.
Und wenn ich als Mensch so empfinde, der nicht immer den besten Rat habe, wie wird sich erst der Vater im Himmel veralbert vorkommen wenn wir nur seinen Rat hören aber nicht befolgen. Dies zerstört die Beziehung und macht viel beten sinnlos.
Das ist eine sehr interessante Ansicht. Kann man darüber mehr erfahren? Ich frage mich immer – und deswegen kam ich auf diese Seite – wie ausführlich Gebet sein „muss“. Denn einerseits soll das Gebet einfach sein, aber das Gleichnis von der Witwe sagt z. B., dass man seine Bitten immer wiederholen soll. Wo ist da die Grenze? Beweise ich dann mit der Wiederholung, dass mir mein Anliegen wichtig ist? Und ist mir das, was ich nicht wiederhole, nicht wichtig genug? Und wie konkret sollte die Formulierung sein? Wie denken Sie darüber?