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Warum fehlt der Artikel in Johannes 1,1? Ist Jesus Gott?

Johannes 1,1

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

In der Diskussion zur Dreieinigkeit Gottes wurde auf Johannes 1,1 hingewiesen. Das Fehlen des Artikels im letzten Teil des Verses soll angeblich der Gottheit Jesu widersprechen. Die Argumentation ist ausführlich auf den Seiten der Zeugen Jehovas oder bei anderen Leugnern der Dreieinigkeit nachzulesen. Ich glaube, dass auf diesen Seiten Fakten falsch interpretiert werden. Leider werden diese Aussagen aber auf zig anderen Internetseiten zitiert und viele Christen können darauf nichts entgegnen. Deswegen habe ich mich entschlossen ein paar Gedanken in einem eigenen Artikel zu verarbeiten:

1. Im Anfang war das Wort

In Joh 1,1a (Im Anfang war das Wort) ist die Rede vom “Wort”. Niemand wird bestreiten, dass damit Jesus gemeint ist – das wird in den folgenden Versen deutlich. Diese erste Aussage will nicht nur ausdrücken, dass Jesus präexistent – ewig ist. Durch die Anordnung dieser Worte werden wir unmittelbar an 1. Mose 1,1 erinnert (Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde). Hier wird deutlich, dass Jesus mit „Gott“ in gewisser Hinsicht gleichgestellt wird. Auch Joh 1,3 bestätigt dies.

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich. (Johannes 8,58)

2. und das Wort war bei Gott

In Joh 1,1b (das Wort war bei Gott) wird deutlich, dass Jesus nicht mit dem Gott (im Griech. mit Artikel) identisch ist. Entscheidend ist die Interpretation von “dem Gott”! Der Gott ist nicht die Gottheit an sich, sondern wie im Zusammenhang (Joh 1,2) deutlich wird, der Vater – Jahwe oder Jehova (wenn man so will).

Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen. (Kol 1,15-16)

3. und das Wort war Gott

In Joh 1,1c steht tatsächlich Gott ohne Artikel. Das ist einerseits verwunderlich, andererseits aber die Dreieinigkeitslehre bestätigend. Mit Artikel wäre das Wort und der Gott (der Vater) ein und dasselbe. Das sind sie aber nicht. Jesus ist nicht der Gott, sondern Gott. Wenn der Artikel hier benutzt worden wäre, könnten wir nicht an der Dreieinigkeit festhalten, sondern wir müssten Gott mit Jesus identifizieren und könnten nicht zwischen den Personen der Gottheit unterscheiden. Dann wären aber viele andere Bibelverse widersprechend, weil Jesus (eine Person Gottes) von seinem Vater (eine andere Person Gottes) unterschieden werden. Durch das Fehlen des Artikels wird also deutlich, dass Jesus Gott war, aber nicht das ganze Wesen Gottes ausmachte.

Diese Spannung machte dem Verfasser Johannes als Jude offenbar keine Mühe. Er hatte erkannt, dass Jesus Gottes Sohn war – eine Person Gottes war, aber nicht der Gott war. Die Spannung ist schwierig auszuhalten, aber sie ist biblisch: a) Jesus, sein Vater und der Heilige Geist sind nicht ein und dasselbe – als ob es nur unterschiedliche Namen für eine Person Gottes wären. Sie werden unterschieden: Jesus redet von Gott, von seinem Vater usw.. b) Jesus, sein Vater und der Heilige Geist werden als Gott beschrieben. Sie sind eins in ihrer Gottheit. Vergleiche zum Beispiel die Worte von Jesus aus Johannes 10,30 (Ich und der Vater sind eins) mit Johannes 17,11 (Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir).

Jesus sei alle Ehre!

P.S. Wen das Thema interessiert, sei auf folgenden sehr empfehlenswerten Artikel verwiesen: Das Verhältnis von Jesus Christus zu Gott im Johannesevangelium

Systematische Zusammenfassung der Dreieinigkeit Gottes

1. Der Vater, der Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist sind Gott!

1.1 Gott der Vater

  • Gott offenbart sich auch im AT als Vater: 5Mos 32,6; 2Sam 7,14; Ps 68,6; Jes 9,5; Jes 63,16; Jer 3,19; Mal 1,6; 2,10
  • Gott wird im NT 245x „Vater“ genannt. Zum Beispiel im „Vater Unser“ (Mt 6,9) oder in Mt 12,46-50: „himmlischer Vater“
  • Anderes Beispiel wo von Gott dem Vater die Rede ist: In Mt 3,16 spricht er „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe..,“

1.2 Jesus Christus der Sohn Gottes

  • Mt 16,16: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.
  • Joh 1,1-4: von Anfang an, (…) der Logos war Gott (…), er ist Schöpfer (Kol 1,16)
  • Röm 9,5: Christus, der da Gott ist (…)
  • Kol 2,9: Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig;
  • 1Kor 8,6: so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch ihn.
  • 1Tim 2,5: Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus

1.3 Der Heilige Geist ist Gott

  • Apg 5,3-4: (…) du hast den Heiligen Geist belogen (…) du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen
  • 1Kor 2,10: Gottes Eigenschaften (Allwissenheit)
  • 1Kor 12,4-6
  • 2Kor 3,17: Der Herr ist der Geist (…)

1.4 Triadische Aussagen im NT

  • Mt 28,19: Tauft sie auf den Namen (Sg = Hinweis auf Einheit) des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.
  • 2Kor   13,13:  Die   Gnade   unseres   Herrn   Jesus   Christus   und   die   Liebe   Gottes   und   die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!

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2. Es gibt nicht drei Götter, sondern nur einen Gott!

2.1 Dies wird im AT bezeugt:

  • 5Mos 6,4: Höre Israel: Jahwe ist unser Gott – Jahwe allein.
  • Jes 45,5-6: Ich bin der HERR und sonst keiner. Außer mir gibt es keinen Gott.

2.2 Dies wird im NT bezeugt:

  • 1Kor 8,4-6: (…) so haben wir doch nur einen Gott (…) // gerade hier wird von 3 Personen gesprochen…
  • Gal 3,20: Gott aber ist Einer.
  • Eph 4,6: Ein Gott und Vater aller (…)
  • 1Tim 2,5: Denn es ist ein Gott …

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3. Es gibt nicht nur verschiedene Erscheinungsweisen Gottes (Modalismus), sondern 3 unterschiedliche Personen!

3.1 Vater und Sohn sind nicht identisch

  • Der Sohn ordnet sich seinem Vater unter (Mt 26,42)
  • Er betet zu seinem Vater (Mt 27,46 / Joh 17)
  • Der Sohn ist der Gesandte (Joh 3,17,4,34)
  • Der Sohn stirbt am Kreuz, nicht der Vater (kein Patripassianismus)

3.2 Sohn und Geist unterscheiden sich

  • Joh 14,16ff
  • Apg 1,8

3.3 Die drei Personen GOttes sind gemeinsam in Aktion:

  • Ein Engel Gottes kündigt Maria an, dass sie vom Heiligen Geist schwanger werden und den Sohn Gottes gebären würde (Lukas 1,35)
  • Als Jesus getauft wird, kommt der Geist als Taube auf ihn herab, während der Vater vom Himmel aus spricht: „Dies ist mein Sohn“ (Matthäus 3,16-17)


4. Die drei Personen Gottes sind gleichwertig (contra Subordinatianismus), aber nicht gleichgestellt

4.1 Jesus oder der Heilige Geist sind nicht weniger Gott als Gott der Vater (siehe 1.2 / 1.3)

4.2 Es gibt eine Unterordnung innerhalb der Trinität

  • Gott der Vater, ist das Haupt Christi: 1Kor 11,3. Er sendet seinen Sohn. Der Sohn tut den Willen des Vaters. Der Sohn will den Vater ehren…
  • Der Heilige Geist wird von Jesus Christus gesandt. Der Heilige Geist zeugt von dem Sohn und will ihn ehren…

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