Zusammenfassung des 1. Timotheusbriefs

Weißt du worum es im 1. Timotheusbrief geht? Vielleicht hast du ihn schon (mehrfach) gelesen und kannst es trotzdem nicht. Ich möchte gerne Zusammenfassungen von den biblischen Büchern erstellen und die Besonderheiten herausstellen, damit man sich einfacher einprägen kann, worum es geht.

Der Apostel Paulus schreibt in diesem Brief pastorale Anweisungen an Timotheus, der Leitungsverantwortung für die Christen in Ephesus trägt:

Am Anfang des Briefes (Kapitel 1) kommt Paulus auf den Kampf um die rechte Lehre zu sprechen. Timotheus soll die Verkündigung im Auge behalten, weil einige Personen Dinge lehren, die den Glauben nicht fördern und nicht zur Liebe, sondern zu sinnlosen Diskussionen führen. Besonders der richtige Gebrauch des Gesetzes wird von Paulus erklärt: Das Gesetz richtet sich gegen diejenigen, deren Leben im Widerspruch zu Gottes Ordnungen steht und nicht gegen die Gerechten. Als Bestätigung stellt Paulus seine eigene Rettung dar. Er wurde als großer Sünder allein aufgrund von Gottes Gnade gerettet! Mit der Bekräftigung dieser Lehre soll Timotheus weiter vor Ort gegen die falschen Lehrer kämpfen. Zum Ende des Kapitels 1 stellt Paulus den Ausschluss von Hymenäus und Alexander aus der Gemeinde als ein Beispiel dieses Kampfes um die rechte Lehre dar.

In Kapitel 2 geht es um das Gebet und Männer und Frauen im Gottesdienst. Dem Gebet in der Gemeinde misst Paulus besondere Bedeutung zu. Er fordert dazu auf, für alle Menschen im Gebet zu bitten und zu danken, denn Gott will die Rettung aller Menschen. Doch das Gebet muss in der richtigen Art und Weise geschehen: Mann sollte ein reines Gewissen haben, keinen Groll gegen jemand hegen, noch mit anderen zerstritten sein. Ebenso sollten die Frauen sich vielmehr durch gute Werke, als durch Äußerlichkeiten auszeichnen. Über das Stichwort Frauen kommt Paulus auf die Lehrautorität zu sprechen: Frauen sollen aufgrund der Schöpfungsordnung nicht die Leitungsautorität durch die Verkündigung übernehmen.

Kapitel 3 behandelt nun weitere Voraussetzungen für Älteste und Diakone, die damaligen verantwortlichen Leitungsautoritäten in der Gemeinde. Hier werden zahlreiche Charaktereigenschaften und Handlungsmuster gegenüber Gott, der Ehefrau, den Kindern und anderen Menschen angesprochen. Paulus schreibt diese Voraussetzungen explizit auf, damit alle die zur Gemeinde Gottes gehören, wissen wie sie sich verhalten sollen. Das bedeutet, dass die beschriebenen Voraussetzungen auch als Zielvorgabe für die ganze Gemeinde gelten.

In Kapitel 4 warnt Paulus Timotheus vor weiteren falschen Lehren. Hier geht es nun um asketische Irrlehren, die Paulus sofort widerlegt. Timotheus soll vielmehr sich selbst und andere in der praktischen Gottesverehrung voranbringen. Am Ende des Kapitels ermutigt Paulus Timotheus seine Leitungsaufgaben und seinen Lehrauftrag vorbildlich wahrzunehmen.

Kapitel 5 beginnt mit Hinweisen für die korrektive Seelsorge an unterschiedlichen Gemeindegruppen. Dann schreibt Paulus über die Versorgung der Witwen durch die eigene Familie oder wenn sie ganz allein ist, durch die Gemeinde. Auch hier werden einige Voraussetzungen für das Anrecht auf Unterstützung genannt. Nach der Versorgung der Witwen fordert Paulus die finanzielle Versorgung derer, die sich besonders in der Gemeinde einbringen. Zum Schluss des Kapitels geht es um den Umgang mit Anschuldigungen gegenüber Ältesten und der daraus resultierenden Warnung vorschnell Menschen mit Aufgaben in der Gemeinde zu beauftragen.

Im letzten Kapitel 6 kommt Paulus auf das schwere Los der Sklaven zu sprechen. Danach beschreibt er die Verkündiger falscher Lehre. Über das Charakteristikum Geldgier leitet der Autor auf die wünschenswerte Bescheidenheit & Zufriedenheit über, die Christen auszeichnen sollte. Paulus warnt stark vor der Liebe zum Geld! Nachdem er Timotheus erneut zum vorbildlichen Leben und Dienst auffordert, beschreibt er den richtigen Umgang mit Reichtum. Zuletzt ermahnt Paulus Timotheus zum wiederholten Mal sich entschlossen gegen falsche Lehre zu wenden.

4 Gedanken zu „Zusammenfassung des 1. Timotheusbriefs“

  1. Im Kapitel 2 geht es um das Gebet ….im Gottesdienst?
    Dem Gebet in der Gemeinde misst Paulus besondere Bedeutung zu?

    Welche Bibelübersetzung oder Bibelauslegung wurde hier verwendet?
    In meinen Übersetzungen fand ich in diesem Abschnitt der Bibel nirgends die Begriffe: Gottesdienst oder Gemeinde und deshalb auch nichts von besonderer Bedeutung?

    Im Gegenteil in Vers 8 steht: „So will ich nun, dass die Männer an jedem Ort beten…

    Ist Gottesdienst oder Gemeinde jeder Ort?
    Oder handelt es sich um eine relgiöse Auslegung mit Betonung auf das Gebet in der Kirche?

  2. „Besondere Bedeutung“ ergibt sich aus 1Tim 2,1 – den Worten „vor allen Dingen“. Diese Vorrangstellung betont die Bedeutung des Gesagten.

    Ich gebe gerne zu, dass die Worte Gemeinde oder Gottesdienst nicht auftauchen. Doch meines Erachtens ist 2,1 bis 3,16 ein großer Sinnabschnitt, der sich auf die Gemeinde bezieht. Das ist an 3,14-15 deutlich erkennbar. Diese Verse besagen, dass sich das vorher geschriebene auf die Gemeinde und das Verhalten in der Gemeinde bezieht.

    Ich stehe mit meiner Interpretation nicht allein da:
    Zunächst zu 2,1-7
    1. Die Lutherübersetzung & Thompsonstudienbibel überschreiben den Abschnitt 2,1-7 mit „Das Gemeindegebet“
    2. Die Neue Genfer Übersetzung gibt 2,1 so wieder: „Das Erste und Wichtigste, wozu ich die Gemeinde auffordere, ist das Gebet.“ Die Gemeinde steht in Anführungszeichen, d.h. es steht nicht im griechischen da, wird aber aus dem Zusammenhang impliziert.
    3. Ein Blick in die Kommentare bestätigt, dass viele Ausleger diesen Abschnitt auf das Gemeindeleben beziehen.

    Nun zu 2,8-15
    1. Die Lutherübersetzung & Thompsonstudienbibel überschreiben den Abschnitt 2,8-15 mit „Männer und Frauen im Gottesdienst“
    2. Die Elberfelder Übersetzung überschreibt 2,8-15 mit „Verhalten von Männern und Frauen in den Gemeinden“
    3. Wiederrum gibt es viele Kommentatoren, die diesen Abschnitt eindeutig auf den Gemeindekontext deuten.
    4. 2,8 wird in der NGÜ so wiedergegeben: „Zurück zum Gebet: Ich möchte – und das gilt für alle Zusammenkünfte der Gemeinde – dass die Männer…“. Die Anmerkung dazu ist: „Od und das gilt für alle Gemeinden (w an jedem Ort).“
    5. Paulus spricht häufiger so von den Gemeindeversammlungen in unterschiedlichen Orten: 1Kor 1,2 / 2Kor 2,14 / 1Thes 1,8
    6. Die Äußerlichkeiten der Frauen (2,9-10) wären für das private Gebet unerheblich.

    Ich weiß, dass sich viele Unterstützer für alle möglichen Dummheiten finden lassen. Doch hier meine ich, dass ich in guter Gesellschaft bin. Für mich ist 3,14-15 mein Hauptargument.

    Ich habe nicht behauptet, dass diese Anweisungen nicht auch auf das private Gebet übertragbar wären…

  3. Es ist richtig – vor allen Dingen – hat eine besondere Bedeutung!
    Heißt es – vor allen Dingen – Gebet, Bitte, Danksagung
    oder – vor allen Dingen – Gottesdienst und Gemeinde?
    Wenn nun Paulus „vergessen“ hat Gottesdienst, Gemeinde zu erwähnen und andere dies für notwendig finden, diese Verse mit diesen Begriffen zu überschreiben, bekommen sie dann nicht eine besondere Bedeutung?

    Es ist auch für mich teilweise nachvollziehbar, dass man die Worte aus Kapitel 3,14 +15 rückblickend über 2 Kapitel betrachtet und betrachten möchte.
    Gerade die Verse 2,11 +12 :“ Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.“
    Wo findet man heute noch praktisch dieses Verhalten – wenn überhaupt, sicherlich nur mehr im Gottesdienst? Allerdings an das Kindergebären im Gottesdienst laut Vers 15 kann ich mich leider nicht entsinnen und habe auch noch nie davon gehört.

    Wie auch immer, in der Tat ist es wahrlich so, dass sich viele Menschen vornehmen im Tempel, in der Kirche, in der Gemeinde im Gottesdienst da ist die Zeit, der Ort zum Beten, Bitten und Danksagen, aber nicht im Alltag und schon gar nicht an jedem Ort!
    Selbstverständlich ist es im Alltag und an jedem Ort nicht verboten und in großer Not kann es sogar sinnvoll sein, aber wenn schon die großen Bibelkommentierer das Gebet, das Bitten und das Danksagen in die Gemeinde, in den Gottesdienst verlegen, dann wird dies schon seine Richtigkeit haben?
    Oder haben die es dort hin verlegt, weil es sowieso nur dort üblich ist?

  4. jetzt verstehe ich. Ich meinte nicht, dass das Gebet besondere Bedeutung in der Gemeinde hat. Sondern, dass das Gebet besondere Bedeutung hat… Ist wohl missverständlich ausgedrückt.

    Ich habe nie behauptet, dass das Gebet lediglich auf die Gemeinde begrenzt sei. Solche Fehlentwicklungen will ich nicht unterstützen. Selbstverständlich sollten wir im Alltag und überall beten – ich glaube das wird in der Heiligen Schrift zu genüge gelehrt…

    Der Bezug von Kap 2-3 auf den Gemeindekontext will das doch aber nicht grundsätzlich ausschließen! D.h. auch wenn z.B. die Voraussetzungen für den Ältestendienst beschrieben werden, sollte sich jeder Christ diese Dinge als Ziel setzen…

    Zusammenfassend bewegen mich folgende Gründe den Abschnitt 2,1-15 doch in erster Linie auf den Gemeindekontext zu beziehen:

    1. Der ganze Brief ist ein pastoraler Brief, d.h. er enthält vor allem Anweisungen für die Gemeinde.

    2. Paulus macht in 3,14-15 deutlich, dass die aufgeschriebenen Dinge sich auf das Verhalten in der Gemeinde beziehen.

    3. „An allen Orten“ bezieht sich meines Erachtens wie häufig bei Paulus (1Kor 1,2 / 2Kor 2,14 / 1Thes 1,8) auf die Gemeindeversammlungen in unterschiedlichen Orten. D.h. dass Christen an allen Orten beten können war Ihnen meines Erachtens sowieso klar. Sie haben es nicht anders kennengelernt…

    4. Die Äußerlichkeiten der Frauen (2,9) wären für das private Gebet unerheblich.

    5. Etwas bekunden / bekennen (2,10) kann man nur in der Öffentlichkeit. Ich meine es geht hier um die Frömmigkeitsbekundung in der Gemeindeversammlung.

    6. Die Anweisungen bzgl. der Frauen in 2,11-12 sind meines Erachtens nicht absolut, sondern auf die Versammlungen bezogen! Sonst würde Paulus sich selbst widersprechen, weil er z.B. das Lehren durch Frauen an anderer Stelle erlaubt (Tit 2,3-4).

    7. Die Ausführungen 2,13-15 sind ein Exkurs des Paulus – sie begründen 2,12. Selbstverständlich beziehen sie sich deswegen nicht auf den Gemeindekontext.

    8. Die meisten Bibelausgaben, sowie die meisten Ausleger beziehen den Abschnitt auf den Gemeindekontext.

    Und nochmal zur Klarheit: Der Bezug des Abschnitt auf die Gemeinde bedeutet für mich nicht, dass Christen sonst nicht beten brauchten, wie Paulus es hier beschreibt oder Frauen sich sonst in der Öffentlichkeit nicht vielmehr durch gute Werke als durch Äußerlichkeiten auszeichnen sollten. Es bedeutet nur, dass sich der Abschnitt zunächst auf die Gemeinde bezieht. Was davon auf den allgemeinen Lebenskontext übertragen werden kann, muss man in einem nächsten Schritt herausarbeiten.

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