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Welche Bedeutung hat der Lohn des Verrats Judas von 30 Silberstücken?

Dieser Artikel wurde überarbeitet und ist in meinem neuen Blog zu finden: Judas Iskariot – Teil 7: Welchen Wert & Bedeutung haben 30 Silberlinge?

Judas war bereit Jesus für 30 Silberstücke zu verraten (was „verraten“ genau heißt, kannst du hier nachlesen). Dies verrät uns das Matthäusevangelium:

und sprach: Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. (Mt 26,15)

Doch welche Bedeutung haben diese 30 Silberlinge / Silberstücke?

1. Die 30 Silberstücke sind in etwa ein Monatsgehalt wert

Interessanterweise kommt das Wort „Silberstücke“ sonst nicht mehr im Neuen Testament vor (es werden sonst bestimmte Währungen genannt). Deshalb ist es schwierig den Wert von 30 Silberstücken zu errechnen. Nach Meinung vieler Kommentatoren sind dreißig Silberlinge in etwa der Monatslohn eines Tagelöhners. Das heißt man bekam in etwa ein Silberstück pro Tag. Auf jeden Fall sind 80 DM = 40 €, wie Rienecker in der Wuppertaler Studienbibel behauptet, zu wenig.

Dreißig Silberstücke waren damals auf jeden Fall ausreichend, um sich davon ein Grundstück zu kaufen (Apg 1,18). Nun müsste man die Grundstückspreise kennen :-). Ich gehe mit einigen anderen Kommentatoren davon aus, dass es in etwa 3000€ sind. Welt online kommt zu einem etwas höheren Ergebnis: ca. 10.000 €.

Bedeutender als der materialistische Wert, ist der Symbolgehalt der 30 Silberlinge:

2. Die 30 Silberlinge sind der normale Preis eines Sklaven

Der Durchschnittspreis für einen Sklaven variierte je nach Zeit und Ort, aber hier werden die Leser des Matthäusevangeliums (Juden) sicher an den Gesetzes-Preis eines Sklaven gedacht haben:

Stößt es aber einen Sklaven oder eine Sklavin, so soll der Besitzer ihrem Herrn dreißig Lot Silber geben, und das Rind soll man steinigen. (2Mos 21,32)

Jesus war dem Hohen Rat und Judas so viel wert wie ein Sklave. Auf der einen Seite, immerhin. Jesus wurde ein Sklave für uns… Aber auf der anderen Seite, das war doch sehr wenig. Wie viel war Jesus der Maria von Magdala wert (Joh 12)?

3. Die 30 Silberstücke sind die Erfüllung der Prophetie

Einige Verse später (siehe Mt 27,9) schreibt Matthäus selbst, dass durch den Verrat für 30 Silberlinge eine Prophetie in Erfüllung ging:

Und ich sprach zu ihnen: Gefällt’s euch, so gebt her meinen Lohn; wenn nicht, so laßt’s bleiben. Und sie wogen mir den Lohn dar, dreißig Silberstücke. 13 Und der HERR sprach zu mir: Wirf’s hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin. (Sacharja 11,12-13)

Soviel wollen die auf den Bruch mit Samaria zusteuernden Oberen Israels dem im Dienst ihres Gottes stehenden Hirten zahlen, als dieser seinen Dienst quittieren will. Das war eine messianische Prophetie – die sich nun erfüllte.

 

4. Der 30 Silberlinge sind ein verachtender Kaufpreis

30 Silberlinge waren ein Kaufpreis, der Verachtung ausdrückte – ganz so, wie wir heute vom „Judaslohn“ sprechen. Fruchtenbaum schreibt sehr interessant in „Das Leben des Messias“, S. 101-102:

Im Laufe der Geschichte wurde diese Summe ein symbolischer Preis für Verachtung. Wenn man jemand seine Missachtung zeigen wollte, konnte man ihm 30 Silberstücke geben und damit aussagen: Du bist mir so viel wert, wie ein toter Sklave. Wenn man einen Kaufpreis aushandelte und zu diesem Wert kam, nahm man in der Regel dann 29 oder 31 Silberstücke, nur um dieses Stigma zu vermeiden.

In Sacharja 11,4-14 sagte Gott dem Propheten Sacharja, dass er eine messianische Rolle spielen sollte: die Rolle des guten Hirten, der eine Herde füttert, die später geschlachtet wird. Nach einer gewissen Zeit sollte Sacharja zu den jüdischen Führer gehen und zu ihnen sagen: Wir haben vorher keinen Lohn vereinbart. Gebt mir, was ich euch wert bin. Wenn meine Arbeit dir etwas wert ist, bezahle mich entsprechend. Wenn sie dir nichts wert ist, zahle mir nichts. Es wäre weniger schlimm gewesen, wenn sie ihm gar nichts gezahlt hätten. Aber sie wählten genau 30 Silberlinge, um somit zu sagen: Deine Arbeit ist uns soviel wert, wie ein toter Sklave. Gott gebot Sacharja daraufhin die 30 Silberlinge zu nehmen und in den Tempelbezirk zu werfen – genau wie Judas es Jahrhunderte später tun würde. Und dann sagte Gott zu Sacharja: ‚Dies ist der Preis, für den ich geschätzt wurde.‘ Was er hier sagte, meinte, dass Gott selbst eines Tages für den Preis eines toten Sklaven verkauft werden würde. Und als sie Judas 30 Silberstücke gaben, erfüllten sie diese Prophetie und verkauften den Gott Israels für den Preis eines toten Sklaven. Sie hatten ganz bewusst diesen Preis von 30 Silberlingen ausgewählt, um Jesus gegenüber ihre Verachtung zu zeigen.

Eine letzte Bemerkung zu diesen 30 Silberlingen: Sie kamen vom Hohepriester. Wenn sie von ihm kamen, stammten sie auch aus dem Tempelschatz. Ein Hauptzweck des Tempelschatzes war es, Opfer zu kaufen. Dies wollten sie nicht, als sie Judas das Geld gaben, aber es war genau das, was sie taten. Sie kauften ein Opfer. Genauer, sie kauften das eine Opferlamm, das die Sünder der Welt wegtragen würde.

 

Dieser Artikel gehört zur Reihe „Alles über Judas Iskariot„.