Wann ist die Ehe (aus christlicher Sicht) geschlossen?

Die Ausgangsfrage ist: “Wann ist eine Ehe (aus christlicher Sicht) geschlossen?” 

Manche Christen haben merkwürdige Vorstellungen vom Eheschluss. Sie meinen die Ehe sei erst geschlossen, wenn…

  • man kirchlich getraut ist.
  • man verlobt ist.
  • man Sex miteinander hatte.

Doch wann ist man vor Gott verheiratet?

Kurzantwort: Die Ehe wird in Deutschland öffentlich-rechtlich in Form einer Trauung durch das Standesamt vollzogen. Zudem kann sich ein Paar kirchlich vor Gott und Zeugen unter den Segen Gottes stellen.

Ausführung:
1. Eine Ehe wird in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich geschlossen. Gott hat uns diesbezüglich keine Vorgaben gemacht. Entscheidend ist die Willensbekundung zur gemeinsamen Ehe vor Zeugen. In Deutschland gilt man als verheiratet, wenn man sich im Standesamt vor Zeugen einschreibt.

2. Die durch das Standesamt vollzogene Ehe ist vor Gott und Menschen gültig. Gott erkennt soziale Ordnungen an und will, dass auch wir uns menschlichen Ordnungen fügen (1Petr 2,13-14) – in unserem Fall den deutschen Gesetzen.1

3. Die kirchliche Trauung ist die Bestätigung des rechtlich geschlossenen Ehestandes im gegenseitigen Versprechen der Treue vor Gott mit anschließender Segnung der Ehe.

4. Seit 2009 kann man kirchlich heiraten, ohne vorher beim Standesamt die Ehe geschlossen zu haben.2 Aber die kirchliche Trauung allein enthält keinerlei öffentlich-rechtliche Verbindlichkeit oder Rechtsanspruch.3 Christen sollten, um der gesellschaftlichen Ordnung willen, doch den Weg über das Standesamt und die kirchliche Trauung gehen.4

5. Der Geschlechtsverkehr von Mann und Frau macht diese ebensowenig zu Ehemann und Ehefrau, wie die Einnahme des Abendmahls jemanden zu einem Christen macht. Die Sexualität gehört in die Ehe (1Kor 7). Sie ersetzt aber keine Hochzeit/Trauung. Bei vorehelichem Sex sollte geheiratet werden – aber beide Dinge werden unterschieden (2Mos 22,15).

6. Die Verlobung ist eine verbindliche Übereinkunft zwischen zwei Personen, dass sie heiraten wollen. Trotz der hohen Bedeutung der Verlobung in manchen Kulturen (z.B. im Judentum), wurde sie nicht der Hochzeit gleichgestellt. Das Vorhaben des verlobten Josefs, die schwangere Maria zu verlassen (Mt 1,19), zeigt, dass eine Verlobung nicht die Rechte der Ehe beinhaltete (miteinander schlafen) und auch aufgelöst werden konnte.

Ich würde mich über Korrektur, Ergänzung oder ehrliche Fragen freuen.

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Fußnoten:
  1. 1Petr 2,13-14 Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten  14 oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. []
  2. Im Personenstandsgesetz (PStG) §67a war es bis Ende 2008 verboten ohne standesamtliche Trauung kirchlich zu heiraten. Seit dem 1. Januar 2009 ist dieses Verbot aufgehoben. []
  3. Laut § 1310 BGB ist dieser nur in einer standesamtlichen Eheschließung begründet. Aus der der Sicht des staatlichen Rechtes werden nur kirchlich getraute Eheleute als eine nichteheliche Partnerschaft gesehen. Das staatliche Eherecht ist darauf nicht anwendbar. []
  4. Ausnahmen könnte man z.B. bei einem Witwer und einer Witwe machen, die dadurch ihre finanzielle Versorgung verlieren könnten. []
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4 Gedanken zu „Wann ist die Ehe (aus christlicher Sicht) geschlossen?“

  1. Die Ehe zwischen Eva und Adam war interessanterweise geschlossen, als diese sich „erkannten“. Darüber mag etwas mehr auszuführen sein, aber als Schneise führt doch die einfache Frage weiter: Wann / wie / warum habe ich den Menschen, den ich liebe „erkannt“? Und was bedeutet jemanden zu „erkennen“?

    Du schreibst interessante Theorien… schade, dass sie schwarz-weiß sind und wenig von Gottes bunter Fülle des Lebens im Blick haben…

    Zu 1. Bei Eva und Adam gab es kein Standesamt. Keine Zeugen. Nur Gottes Segen. Bei Maria und Josef übrigens auch nicht.
    Zu 2. Die vor irgendeinem Standesamt vollzogene Zwangsehe ist nicht vor Gott gültig.
    Zu 3. Die Segnung bei einer kirchlichen Trauung ist auch ohne Standesamt gültig. Was wäre das für ein Gott, der seinen Segen von einem Standesamt abhängig machen würde.
    Zu 4. Christen lassen ihre Partnerschaft segnen, weil sie wissen dass das Leben viele Höhen und Tiefen hat und wir füreinander Verantwortung übernehmen. Das hat nichts mit staatlicher Ordnung zu tun und ist Gott egal.
    Zu 5. Der Geschlechtsakt verbindet Mann und Frau genauso, wie das Abendmahl Gott und uns Menschen verbindet.
    Zu 6. Das Josef nicht gegangen ist, gibt eben tiefen Einblick in die Liebe zwischen den beiden. Was sie sich „gelobt“ haben, gilt für sie mehr als ein Trauschein…

  2. Hallo Viktor, der Blog ist ist schon eine Weile her aber vielleicht bekomme ich trotzdem eine Antwort.
    Danke, erstmal für die ausführliche Erklärung. Ich würde dir bei allem zustimmen.
    Es stellt mir aber die Frage, wieso wir Die kirchliche Trauung als Bestätigung praktizieren? Ist es nicht überflüssig ? Oder ist es notwendig ? Die Ehe ist nicht erst durch die Bestätigung “vollkommen” geschlossen oder ?
    Hieße es, man könnte als Ehepaar zusammenziehen und die kirchliche Trauung später nachholen ? (oder gar darauf verzichten?)
    Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen!
    Lg Rebekka

  3. Hallo , meine Frau und ich haben Standesamtlich geheiratet. Sie ist in eine Sekte gerutscht und will die Scheidung.
    Jetzt brauche ich wie denke ich jeder Mann auch die Intimität mit einer Frau. Wenn der Mann sich nicht scheiden lassen will,heißt das jetzt der Mann muss sein ganzes Leben allein bleiben. Darf kein Sex haben keine neue Familie gründen . Und das obwohl er keine Schuld an der Entscheidung von seiner Frau trägt.
    Ich finde das aber sehr unfair, dass ein Mensch dafür zur Rechenschaft gezogen wird,nur weil er dann wieder neu heiraten tut.

    1. Hallo Manuel,
      die Entwicklung deiner Frau ist sehr bedauerlich. Kannst du ihr nicht noch irgendwie beistehen und helfen? Die Liebe kann selbst Sektenketten sprengen!

      Zu deiner Frage: Jeder Mann kann auch enthaltsam leben – phasenweise muss das jeder Mann in seinem Leben! Kein Mann muss Sex haben, um glücklich zu sein. Alles andere wäre eine Lüge, die man glaubt.

      Die Ehe ist ein Abbild für unsere Beziehung zu Gott. Deshalb hat Gott diese Dinge angeordnet. Es lohnt sich darüber nachzudenken und Gottes Gedanken darüber zu erforschen, weil sie letztlich immer gut für uns sind, auch wenn wir sie zunächst ungerecht, gemein oder ähnliches empfinden.

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