Archiv der Kategorie: Christliche Ausarbeitungen

Langeweile – Das Problem

Was ist heute eines der größten Probleme von Teenys und Jugendlichen? Richtig: Langeweile… Immer wieder beobachte ich, wie junge Menschen nichts zu tun haben und dann ihre Zeit mit Fernsehen, PC oder anderen Spielkonsolen verschwenden… Deshalb habe ich mich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt…

Was ist Langeweile? Lange-Weile ist das Gefühl, dass die Zeit ungewöhnlich langsam verstreicht. Diese subjektive Wahrnehmung wird durch Untätigkeit und fehlende Ablenkung hervorgerufen. Manchmal sogar obwohl man einen Stapel an Arbeit hat. Manchmal geht Langeweile mit Gefühlen wie Verdruss und Sinnlosigkeit des eigenen Seins einher.

Langeweile entsteht auf jeden Fall oft durch Monotonie im Alltag, also unspannende sich wiederholende Ereignisse. Sie kann auch durch plötzliche Freizeit (Zeiten wo man nichts zu tun hat) entstehen.

Langeweile ist ein negativ definierter Zustand: Man braucht Zeiten der Entspannung und des Nichtstuns, aber das ist an sich nicht schon gleich Langeweile. Langeweile ist quasi negativ beurteilte Zeit des Nichtstuns bzw. des Nicht-wissen-Was-Tuns.

Langeweile

Ich kenne das Gefühl der Langeweile auch. An sich ist es nicht häufig, weil ich genug zu tun habe – aber manchmal entsteht es, wenn es plötzlich (ungeplant) freie Zeit gibt. Aber insgesamt ist es doch eher selten…

„Bibelschulen“ in Deutschland

Eine interessante Seite, die ich gestern gefunden habe: www.bibelschule.de. Da gibt es nicht nur Bibelschulen, sondern viel mehr (Theologische Seminare, Bibelseminare, Hochschulen etc.). Vielleicht überlegt ja der eine oder andere mal ein Jahr oder so zu investieren…

Es ist beeindruckend wie viele Bibelschulen, theologische Seminare usw. es gibt… Was würde passieren, wenn sie mehr zusammenarbeiten würden?

Frauen sollen schweigen (1Kor 14,33b-35)

Da ich vor kurzem schon etwas zur Gleichberechtigung von Mann und Frau geschrieben habe, hier mal ein paar Gedanken zu 1Kor 14,33b-35 (oder 34-35):

Paulus schreibt: Wie in allen Gemeinden der Heiligen  34 sollen die Frauen schweigen in der Gemeindeversammlung; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.  35 Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau schlecht an, in der Gemeinde zu reden.

Meint Paulus in V. 33b-36, dass die Frauen grundsätzlich und immer im Gottesdienst schweigen sollen?

Leider verstehen das einige so. Aber dagegen spricht erstens der Zusammenhang und zweitens andere Bibelstellen.

Zuerst einige Bibelstellen, die eindeutig davon ausgehen, dass Frauen auch in der Gemeinde „redeten“:

  • 1Kor 11,5: Frauen die laut beten und prophezeihen – Paulus würde sich hier selbst widersprechen.
  • Die vier Töchter des Philippus waren Prophetinnen (Apg 21:9-10).
  • Evodia und Syntyche Phil 4,2-3;
  • Die alten Frauen sollen als „Lehrerinnen des Guten“ die jüngeren unterweisen Tit 2,3.
  • In Röm 16 grüsst Paulus namentlich etwa 8 Frauen und 18 Männer, an erster Stelle aber die Missionarin Priscilla.
  • Phöbe, die Dienerin (Diakonin) von der Versammlung Kenchräa (Röm 16:1).
  • Aquila (ein Mann) und Priscilla legten Apollos den Weg Gottes genauer aus (Apg 18:26).

Wenn andere Bibelstellen eindeutig gegen dieses Verständnis sprechen, dann sollte man sich den Text nochmal im Zusammenhang anschauen…

Zweitens: Der Zusammenhang

Im Zusammenhang geht es um den ordentlichen Ablauf des Gottesdienstes (Zungenrede & Prophetie)! Ohne einen Bruch kommt Paulus zu diesem Abschnitt bzgl. dem Schweigen der Frauen. In 14,31 heißt es: „Ihr könnt alle prophetisch reden, doch einer nach dem andern, damit alle lernen und alle ermahnt werden.” Alle bedeutet alle – Männer und Frauen! Das Problem war nur, dass es ein Durcheinander in Korinth gab. Deshalb fordert Paulus die redenden Frauen auf, sich während der Gemeindeversammlungen ruhig zu verhalten (= schweigen). Sie sollen sich unterordnen, wenn die Männer predigen (was den Männern vorbehalten ist) oder jemand prophetisch redet oder jemand anderes spricht.

„wie auch das Gesetz sagt.“: Paulus meint mit dem Gesetz das AT. Im AT gibt es aber kein generelles Verbot für die Frauen im Gottesdienst zu reden! Paulus meint 1Mos 3,16b.

V.35: Wenn die Frauen etwas nicht verstehen (sie hatten damals weniger Bildung als die Männer), dann sollen sie Zuhause nachfragen und nicht während des Gottesdienstes reden. Ich ärgere mich auch darüber, wenn während meiner Predigt geredet wird…

So. Hoffe, dass sich ganz viele Frauen in ihrer Gemeinde zu Gottes Ehre einsetzen und sich nicht unterkriegen lassen.

Zungenrede & Prophetie nach 1Kor 14

Diese Woche kommt 1Kor 14 im Hauskreis dran. Ich finde es sehr spannend und veröffentliche hier schon einmal einiges, was Paulus in 1Kor 14 über Zungenrede und Prophetie schreibt.

Zungenrede

Prophetie

Rede nicht für Menschen, sondern für Gott. V.2

Rede für Menschen.

Niemand versteht es, weil es eine andere Sprache ist. V.2

Die Menschen verstehen es in ihrer Sprache.

Redet im Geist. V.2

Redet mit dem Verstand V.19 auch wenn es ebenfalls durch den Geist gewirkt wird V.32.

Redet von Geheimnissen – wir wissen nicht was man da redet. V.2

Redet von dem was die Menschen erbaut, ermahnt und tröstet. V.3

Erbaut sich selbst – ist zum eigenen Nutzen V.4

Erbaut die Gemeinde – zum Nutzen für alle V.4

Bringt einem Zuhörenden nichts. V.6ff Ein Zuhörer kann es nicht bestätigen (V.16), sondern er würde den M. sogar für verrückt erklären. V.23

Der Zuhörer wird in seinem Herzen getroffen und erkennt, dass Gott da ist. V.24-25

Man kann öffentliche und private Zungenrede unterscheiden. V.28

Prophetie wird von Offenbarung, Erkenntnis und Lehre unterschieden V.6.

Zungenrede muss in der Öffentlichkeit (im GoDi) ausgelegt werden. V.13+27-28.

Prophetie ist verständlich.

Zungenrede ein Zeichen für die Ungläubigen V.22

Prophetie ist ein Zeichen für die Gläubigen V.22

Es sollen nicht zu viele in Zungen reden, sondern nur zwei oder drei. V.27

Es sollen nicht zu viele prophetisch reden, sondern nur zwei oder drei. V.29

Die Zungenrede kann man nicht beurteilen.

Die Gemeinde soll über die Prophetie urteilen. V.29

Einer soll nach dem anderen in Zungen reden und nicht durcheinander, außer für sich. V.27

Einer soll nach dem anderen prophetisch reden und nicht durcheinander V.30-32.

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Zungenrede ist eine Geistesgabe, die es auch heute noch gibt. Es ist ein sprachliches Phänomen – eine Rede, die normalerweise nicht verstanden wird, weil es keine klassische Sprache ist. Die Sprache ist nicht gelernt worden, sondern ist vom Heiligen Geist gewirkt (Eingebung), d.h. an der Bildung der Sprache ist der Verstand nicht beteiligt. Die Zungenrede dient zur Anbetung Gottes. In dem Gebet werden Gott und seine großen Taten gepriesen. Der Gläubige versteht selbst nicht, was er betet, aber es erbaut ihn. Er ist nicht außer sich, sondern behält die Kontrolle über sich selbst. Er kann entscheiden, ob er die Gabe in der Gemeinde einsetzt. Dort ist sie aber an sich nutzlos, weil sie nicht verstanden wird. Daneben gibt es aber auch das Phänomen, dass einige Menschen die Zungenrede verstehen können (z.B. zu Pfingsten jeder in seiner Muttersprache) und einige sie auch übersetzen können (Geistesgabe der Auslegung der Zungenrede).

Es ist verständlich, dass wir eine Scheu vor dieser überirdischen Gabe haben – aber dennoch ist sie nicht zu verachten, sondern als Gottes Wirken anzuerkennen. Paulus schreibt sogar, dass er sich wünschen würde, dass wir sie alle beherrschten, aber die Prophetie hält er für noch wichtiger!

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Im Gegensatz zur Zungenrede ist die Geistesgabe der Prophetie eine verständliche Rede. Die Prophetie wird beschrieben als eine Wirkung des Heiligen Geistes (Eingebung), die den Menschen das Reden lässt, was die anderen Versammelten direkt trifft – sie fühlen sich angesprochen. Durch die prophetischen Worte werden die Menschen geistlich gestärkt, ermahnt, von Sünde überführt oder getröstet. Die Prophetie sollte unterschieden werden von der Lehre und der Predigt (V.6). Im Gegensatz zur Lehre und Predigt ist die Prophetie auch den Frauen gestattet (1Kor 11,5). Wer eine prophetische Eingebung hat, sollte sich auch trauen sie in einer Gemeindeveranstaltung zu äußern. Die Prophetie soll dann von der Gemeinde beurteilt werden (V.29; vgl. 1Thess 5,20-21), weil es auch falsche Propheten mit falschen Eindrücken von Gott gibt. Auch hierin unterscheidet sich die Prophetie von der Lehre.

Paulus betont die Prophetie mehr als die Zungenrede, weil sie der ganzen Gemeinde nützt! Wir sollten uns alle um die Gabe der Prophetie bemühen (V.1).

Mission hört nicht mit dem "zum Glauben kommen" auf

Mir ist gerade bewusst geworden, dass Mission nicht nur bedeutet, die Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen, sondern auch Jüngerschaft und Wachstum im Glauben Mission beinhaltet. Der christliche Missionsbefehl (Mt 28,18-20) macht dies zumindest ganz deutlich („und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“)…

Mission ist alles, was in der Gemeinde geschieht (d.h. geschehen sollte) und zur Ausbreitung des Reiches Gottes beiträgt!

Vorteile des kleinen Hauskreissystems

Halli Hallo!

Ich habe berichtet, dass ich relativ kurz nach meiner Einstellung das Jugendhauskreissystem geändert habe: Es gibt jetzt mehr und damit kleinere Gruppen (4-7 Personen). Dies ist dann kurze Zeit darauf auch bei den Erwachsenen geschehen. Heute wollte ich kurz auswerten, wie es jetzt gelaufen ist und worauf ich nächstes mal gleich achten würde.

Zuerst einmal war das für viele eine mittelgroße Umstellung – vor allem die Erwachsenen hatten damit zu kämpfen. Doch dann nach bereits zwei Treffen waren die meisten Hauskreisgruppen sehr begeistert… Nunja dennoch gab es nicht von allen Zustimmung, sondern v.a. eine Person bei den Erwachsenen war absolut unzufrieden – ihr haben bestimmte Personen im Hauskreis gefehlt (eine Vertrauensperson und jmd. dem sie gerne zuhört…). Darauf sollte man eigentlich schon in der  Hauskreisaufteilung achten: Die Erwachsenen haben sich nach geographischer Lage aufgeteilt- das ist nicht zu empfehlen, vor allem, wenn die meisten Teilnehmer mobil sind. Wir Jugendlichen haben uns dagegen nach Reife (Alter) und Beziehungen aufgeteilt – das ist eindeutig gelungen.

Hauskreise :-)

Nun dann die Nachteile, die mir jetzt zum „kleinen Hauskreis“ einfallen – und wie wir versuchen sie aufzuheben.
1. Wenn es so wenige sind, besteht die Gefahr, dass der ganze Hauskreis ausfällt: Dies ist tatsächlich auch schon geschehen. Doch viele Hauskreise haben die Beobachtung gemacht, dass die Teilnehmer jetzt viel verbindlicher, d.h. häufiger kommen, als früher. Früher kamen 10-15 und heute sind es insgesamt 17-20 Personen. Außerdem lösen wir das (seltene) Problem jetzt so, dass die fehlenden Personen die Ausarbeitung bekommen und die 1-3 übriggebliebenen Personen sich einem anderen Hauskreis anschließen.

2. Durch die Teilung hat man eventuell weniger Kontakt zu bestimmten Personen. Ich glaube, dass es sowieso nicht möglich ist, an einem Abend mit mehr als 3-5 Personen intensiveren Kontakt zu haben. Im großen Hauskreis hat man nur mehr oberflächlichere Kontakte und weniger intimere Kontakte. Doch um die Gruppenbildung wirklich nicht zu stark werden zu lassen, haben wir etwa jede vierte Woche einen Gesamthauskreis mit allen Hauskreisteilnehmern. Außerdem könnte man überlegen die Hauskreise nach einiger Zeit neu aufzuteilen (auch wenn das sicher erstmal mit Stunk verbunden ist).

Hmm… mehr fällt mir gerade auch nicht ein. Achja doch noch eins:
3. Dadurch, dass bestimmte „begabte“ Hauskreisteilnehmer nicht in der eigenen Gruppe sind, nimmt die Qualität zunächst ab. Zum Beispiel fehlt manchen Erwachsenenhauskreisen ein starker Sänger… andere Gruppen vermissen den Dauerredner oder Alleswisser… usw. Doch ich glaube, dass dadurch die kleine Gruppe sich ihrem eigenen Status bewusst werden und viel schneller wachsen werden, als wenn die Begabten ihre Schwäche ausfüllen…

Kleiner Hauskreis
Kleiner Hauskreis

Zum Schluss kurz 10 Vorteile von kleinen Hauskreisen („Kleingruppen“):
1. Die Teilnehmer kommen insgesamt häufiger, weil jeder Einzelne fehlt, die Hauskreisleiter ihnen „nachgehen“ usw.
2. Die Teilnehmer sind beim Gespräch aktiver, weil sie häufiger gefragt werden und die Aufmerksamkeit viel häufiger auf sie gerichtet ist.
3. Die Teilnehmer entwickeln schneller tiefere Beziehungen / Freundschaften.
4. Die Teilnehmer können aufgrund des tieferen Vertrauens persönlichere Fragen stellen.
5. Die (persönlichen) Fragen können besser besprochen werden bzw. auf die Person eingegangen werden.
6. Es können insgesamt mehr persönliche Anliegen behandelt werden.
7. Die Teilnehmer lernen mehr, weil sie häufiger kommen und aktiver zuhören bzw. mitmachen.
8. Die Hauskreise wachsen schneller (sind evangelistischer), weil sie so klein sind und wünschen größer zu sein.
9. Die neuen Hauskreisteilnehmer finden mehr Beachtung und können schneller integriert werden.
10. Es gibt insgesamt mehr Hauskreisleiter, die durch die Vorbereitung noch mehr lernen, als die Teilnehmer.

Ich muss sagen, dass die Vorteile jetzt, nach nur wenigen Monaten, schon spürbar sind. Ich bin voller Zuversicht, dass Gott diese Arbeit auch weiterhin segnet.

Mich würden aber auch eure Hauskreiserfahrungen interessieren. Schreibt mal einen Kommentar…

Ist der Gott des Alten Testaments ein liebender Gott?

Wilhelm Busch erzählt in »Unter Menschen« von einer Begegnung in den 30er Jahren:

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das AT unter Trommelfeuer genommen. Überall konnte man hören und lesen: Nun ja, das Neue Testament könne man noch einige Zeit gelten lassen; denn da werde der Gott der Liebe gelehrt. Nur die Briefe des Juden Paulus müsse man ausmerzen. In denen sei der Geist des Alten Testaments zu spüren. Das Alte Testament aber – oh, das sei ein fürchterliches Buch, ein grauenvolles Buch! Da rede der jüdisch-syrische Wüsten-Rache-Gott.

In jener Zeit kam ein Herr zu mir, ein wirklich netter, gebildeter Mann. »Herr Pastor!« sagt er: »Ich möchte meinen kleinen Jungen taufen lassen. Aber eine Bitte habe ich: Nehmen Sie einen Text aus dem Neuen Testament. Mit dem Alten Testament, mit diesem grauenvollen Buch, will ich nichts zu tun haben.« »Gern will ich Ihren Wunsch erfüllen«, erwidere ich ihm. »Aber wissen Sie nicht, dass man das Alte und das Neue Testament nicht voneinander trennen kann? Wissen Sie nicht, dass der Gott des Alten Testaments der Vater Jesu Christi ist?« Da unterbricht er mich: »Wir wollen nicht streiten, Herr Pastor. Aber, nicht wahr, einen neutestamentlichen Tauftext!« »Ja!« sage ich. »Das kann man machen!« Ich überlege: »Was halten Sie von dem Wort: ›So spricht der Herr: Ich habe dich je und je geliebt. Darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte‹. Ist das recht?« »Prachtvoll! Wunderschön! Sehen Sie, das ist neutestamentlich! Das klingt ganz anders als das Donnern des Rache-Gottes im Alten Testament! Den nehmen Sie!« Ich muss lachen: »Das Wort ist aus dem Alten Testament!« Verblüffung! Verlegenheit! Dann fasst er sich. »So, ja, ja. Sicher steht das in einem der kleinen Propheten. Da waren nämlich einige Nicht-Juden dabei.« »Nein, mein lieber Herr«, muss ich ihm erklären. »Das steht im Propheten Jeremia. Allerdings spricht dieser Jude Jeremia nur als Beauftragter des lebendigen Gottes.« Jetzt schnappt er nach Luft. »Ich verstehe schon, was Sie wollen«, sage ich. »Es gibt da ein Bibelwort: ›Schrecklich ist‘s, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen …‹« »Da haben wir es!« unterbricht er mich. »So spricht der jüdisch-syrische Rache-Gott…« Erschrocken hält er inne; denn ich lache laut los. »Herr! Dies Wort steht im Neuen Testament!« Schlussendlich ließ der Mann sich doch noch etwas sagen. Und wir haben eine schöne Tauffeier gehabt.

Ist der Gott des Alten Testaments ein liebender Gott? Nach dem Vorurteil vieler Menschen scheint der Gott des Alten Testaments ein ganz anderer, als der des Neuen Testaments zu sein. Ist das Alte Testament nicht längst überholt? Kann man den Text des Alten Testaments heute noch jemandem zumuten?

Diese und andere Fragen behandelt ein sehr schöner Artikel von Prof. Dr. Dr. Rainer Mayer, den ich jetzt gerade auf meiner Festplatte gefunden habe. Er geht sehr fundiert auf das Thema ein. Er deckt unter anderem das Missverständnis der Regel „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ auf und bemüht sich um eine faire Darstellung und Erklärung der Landnahme Kanaans (das war kein „Heiliger Krieg“, sondern eher ein „Jahwekrieg“).

Meiner Meinung nach ist Gott, im Neuen wie im Alten Testament derselbe, auch wenn es aufgrund der fortschreitenden Offenbarung Gottes Akzentverschiebungen und unterschiedliche heilsgeschichtliche Phasen gibt. Für einen Gott Liebe im Alten Testament spricht meines Erachtens:

  • Gott ist ein genialer Schöpfer, der in Gemeinschaft mit den Menschen lebte: Er hat die Menschen vollkommen erschaffen. Sie waren keine leidenden Knechte etc., sondern lebten in einer Liebesgemeinschaft mit Gott.
  • Gott hat die Menschen nicht ihrem (elenden) Schicksal hingegeben, sondern er hat sich offenbart und bezeugt. Er hat gezeigt, was gut und was schlecht für den Menschen ist. Er hat den Heilsweg verkündigen lassen. Usw.
  • Gottes Liebe zeigt sich meines Erachtens auch in seiner Gerechtigkeit – dass er „die Bösen“ bestraft und „die Guten“ belohnt.

Jesaja 61,8: Denn ich, der HERR, liebe das Recht, ich hasse den Raub mitsamt dem Unrecht.

  • Gott hat sich in seiner Liebe ohne jede Voraussetzung auf menschlicher Seite über Israel erbarmt und es zu seinem Volk erwählt.

5Mos 7,7-8:  7 Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern -,  8 sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch, und weil er den Eid hielt, den er euren Vätern geschworen, hat der HERR euch mit starker Hand herausgeführt und dich erlöst aus dem Sklavenhaus, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten

  • Gottes Liebe zeigt sich in seiner Treue zu Israel (z.B. Jeremia 31,3) oder um sein Werben um Israel (Hosea) oder in seiner Liebe zu den Verzweifelten und Leidenden…

Jer 31,3: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.

Ps 34,19: Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.

Jes 61,1: Der Geist des Herrn, HERRN, ist auf mir; denn der HERR hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen…

Hier der Artikel zum download. Ich kann leider nicht mehr genau sagen, von wo ich ihn her habe, aber hier gibt es ihn auch online.